Das Corona-Virus in unseren Missionsgebieten: Brasilien

Brasilien kämpft derzeit nicht nur gegen das Corona-Virus, sondern auch mit einem Präsidenten Bolsonaro, der nach wie vor versucht, die gesundheitlichen Gefahren herunter zu spielen und damit das Leben der Bevölkerung auf's Spiel setzt. In einer kürzlich gehaltenen Rede stellt er beispielsweise ernsthaft die Frage: "Es hat sich gezeigt, dass hauptsächlich Menschen über 60 Jahren zur Risikogruppe gehören. Warum müssen wir also Schulen schließen?"

Die Gesundheitssekretäre der nordöstlichen Bundesstaaten - darunter auch Maranhão und Piauí - haben mittlerweile ein gemeinsames Manifest veröfffentlicht. Darin heißt es: "Wir sind entsetzt über die letzte Rede von Präsident Jair Bolsonaro, in der er all unsere bisherigen  Bemühungen rückgängig macht und alle Empfehlungen zur Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie ablehnt. [...] Wir wissen, dass wir uns einer ernsthaften wirtschaftlichen Rezession gegenübersehen werden, aber wir müssen uns jetzt dringend und vorrangig mit der schweren Gesundheitskrise befassen. Wir werden deshalb weiterhin Entscheidungen treffen, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen und erfolgreichen Beispielen aus der ganzen Welt folgen. Die überwiegende Mehrheit der westlichen und östlichen Länder der Welt hat bereits ihren Kurs zur Bekämpfung des Virus festgelegt, und diesem Kurs wird der Nordosten Brasiliens folgen."

Unser Brasilienmissionar P. Michael Kleinhans arbeitet in der studentischen Ausbildung in Teresina und damit im Nordosten Brasiliens. Er schreibt in einer aktuellen Email: "Das Corona-Szenario ist hier noch in der Anfangsphase und kommt wohl zeitversetzt hier an. Aber alle Vorsichtsmassnahmen sind schon getroffen: das theologische Institut ist geschlossen, alle Studenten sind zu ihren Familien zurück gekehrt, und wir versuchen den Unterricht online zu vermitteln. Aber ob das im armen, unterentwickelten Nordosten so klappt, ist eine andere Frage. Oft fehlen Strom und Internet in den Dörfen, gerade jetzt in der starken Regenperiode. Sehr wahrscheinlich ist das Semester für Studenten und Professoren verloren. Viele unserer Brüder feiern die Messe online ohne Kirchenbesucher. Das ist schon ein seltsames Szenario - vermutlich ein ähnliches wie in Deutschland."

Sehr beunruhigende Nachrichten erreichen uns vom franziskanischen Sozialwerk SEFRAS in São Paulo. Von den 46 offiziell bestätigten Corona-Todesfällen innerhalb Brasiliens sind alleine 40 in São Paulo zu beklagen. Die Einrichtung "cha do padre", in der obdachlose Menschen eine Mahlzeit und Zuspruch erhalten, wurde ganz bewußt nicht geschlossen, denn - so Einrichtungsleiter Frei Diego: "Der Aufruf der Gesundheitsämter an die Menschen, zu ihrem eigenen Schutz zu Hause zu bleiben, nutzt den vielen Obdachlosen nichts, denn sie haben kein Zuhause." Die Abstände zwischen den Tischen und Sitzplätzen im großen Gemeinschaftssaal wurden vergrößert. Zusätzlich werden immer wieder über den Tag verteilt Hinweise zu Hygienemaßnahmen, wie z.B. dem richtigen Händewaschen gegeben. Auch intern werden strenge Schutzregeln eingehalten, um weder das Leben der Angestellten, noch der vielen freiwilligen Helfer noch der Gäste  zu gefährden.

Die Franziskaner Mission Dortmund arbeitet derzeit einen finanziellen Nothilfeplan für die besonders betroffene Region São Paulo aus. Über das franziskanische Sozialwerk SEFRAS sollen Hilfsgelder an die Stellen geleitet werden, die sich um Menschen kümmern, die sich selbst angesichts der Virus-Pandemie nicht helfen können.