Brief von Franziskanerbischof Dom Bernardo Johannes Bahlmann

 
Franziskanerbischof Dom Bernardo Johannes Bahlmann ofm, Diözese Óbidos, brasilianischen Amazonasgebiet, berichtet uns direkt über die Situation des südamerikanischen Landes insgesamt und speziell auch über seine Region ... 

Bei uns nimmt die Pandemie immer härtere Formen an, obschon das Virus momentan am Unteren Amazonas etwas nachgelassen hat. Die Situation hat sich in unserer Region etwas beruhigt, aber es ist immer noch an der Grenze. In anderen Regionen Brasiliens sieht es dafür schlechter aus. Das Virus ist immer stärker, aggressiver und tödlicher. Wir hatten im ganzen Land Tage mit über 4.000 Corona-Toten und an die 90.000 Neuinfizierten. Mittlerweile gibt es insgesamt mehr als 375.000 Corona-Tote. 
 
Leider bekommt der brasilianische Staat die Situation nicht in einen vernünftigen Griff. Die psychologischen, emotionellen, spirituellen und ökonomischen Konsequenzen sind verheerend. Wir versuchen als Glaubensgemeinschaft das Beste aus der Krise zu machen, durch verschiedene Aktionen im Gesundheitsbereich, in der Seelsorge und durch die Caritas und die Soziale Pastoral (Verteilung von Lebensmitteln und Hygienematerial). Das sind für die Menschen wenigsten einige Zeichen der Hoffnung und Perspektiven für die Zukunft.
 
Leider sind auch immer mehr Menschen im näheren Umfeld betroffen. Viele gute Bekannte und Freunde sind verstorben. Auch die Franziskaner, die in den Hospitälern arbeiten, haben sich mit Corona infiziert und sind zum Teil in São Paulo zur Behandlung gewesen. Leider ist dann am Morgen des Ostersonntags Frei Mariano (Direktor des Hospitals in Juruti) mit 33 Jahren an den Folgen von Corona verstorben. Für uns alle ein Schock. Wir glauben an die Auferstehung und werden weiterhin für die Menschen am Unteren Amazonas sorgen. Frei Joel und Frei Nicolau sind gerade wieder zurück in Óbidos und das freut uns sehr. 
 
Die Krankenhausschiffe bereiten sich zum 30. Einsatz vor, der dieses Mal am Xingu Fluss durchgeführt wird, in der Diözese unseres Mitbruders Dom João Muniz Alves ofm, Nachfolger von Altbischof Erwin Kräutler. Auch solche Aktionen sind ein Segen und Zeichen der Hoffnung in der Xingu-Region.
 
Und nun wird das dritte Krankenhausschiff mit dem Namen Johannes XXIII zum Umbau übergeben und wird dann wohl bis August 2021 startbereit sein. Der Haupthafen für dieses dritte Schiff ist Manaus, wo es dann auch zum Einsatz kommt. Vor allem im Bundesstaat Amazonas soll es dann die Menschen behandeln. Franziskanerbischof Leonardo Ulrich Steiner ofm freut sich sehr über diese Neuigkeit in seiner Erzdiözese.
 
Momentan läuft die Installierung der Sauerstofffabrik in Alenquer auf Hochtouren. Die eigene Produktion von Sauerstoff wird helfen, die Engpässe der Sauerstofflieferungen an unsere Krankenhäuser zu überwinden. Die bisherigen Zulieferer kamen mit fortschreitender Pandemie leider mit der Produktion nicht hinterher. Mehrere Male hätte auf den Intensivstationen Sauerstoff gefehlt, aber dann erhielten wir im letzten Augenblick doch ausreichend, nachdem wir überall herumtelefoniert hatten. Gott sei Dank!
 
Außerdem freuen wir uns auch auf die neuen Geräte für das Hospital in Óbidos, die in diesen Tagen angekommen sind: ein Röntgengerät und ein Gerät für Mammographie. Das bedeutet in unserer Region einen großen Fortschritt und wir sind sehr glücklich darüber. Mit viel Geduld und Zeit kommen wir langsam voran, zum Wohle der Menschen.
 
Und hier noch ein interessanter Link zur Schlusserklärung der gerade zu Ende gegangenen Jahreskonferenz der Brasilianischen Nationalen Bischofskonferenz CNBB (zum ersten Mal nur online).
Die gemeinsame Erklärung der Bischöfe in deutscher Übersetzung hat den Titel “Wir dürfen nicht schweigen, wenn das Leben bedroht ist”: http://www.fides.org/de/news/69955-AMERIKA_BRASILIEN 
 
Wir sind im Gebet verbunden!
 
Óbidos, 20. April 2021
Dom Bernardo Johannes Bahlmann ofm
Diözesanbischof von Óbidos-Amazonas